Die nun folgende Szene könnte nicht kontrastreicher sein: Im der Hölle sorgen die Teufel für späte Gerechtigkeit. Die Missetäter
kommen unter die Kreissäge, oder es werden ihnen die Knochen zertrümmert.
Andere Strafen sind in der Eishöhle bibbern oder in siedendem Öl gekocht werden.
Die Quelle der Sünde wie Alkohol, wird gleich mitgeliefert: Ein Sohn fasst seiner
Mutter im Suff unsittlich an die Brust, oder ein betrunkener Mann erkennt seine
eigene Frau nicht.
Um unser erstes Ziel, die etwa 15 km von der Stadt entfernten Grottentempelanlagen am Schatzberg (Baoding-shan) zu erreichen,
verlassen wir an einem großen Kreisverkehr in Dazu den Bus. Von hier soll man einen Kleinbus zu der bekannten Sehenswürdigkeit
nehmen können. Da wir den Bus nicht finden können, entschließen wir uns
ein Taxi zu nehmen. Am Parkplatz angekommen, müssen wir noch einmal
umsteigen, um endlich zu unserem Ziel zu gelangen.
Bernds Reiseziele
V.R. China - Chongqing
Die Felsskulpturen von Dazu (Teil 1 - Baoding-shan)
An einem freien Tag in Chongqing machen wir uns zu Dritt auf dem Weg ins 160 km entfernte Dazu, um uns ein besonderes
UNESCO-Weltkulturerbe anzusehen. 75 Stätten mit Felsskulpturen wurden 1999 von der UNESCO in die Liste der Kulturdenkmäler
aufgenommen.
In einem modernen Reisebus fahren wir in knapp drei Stunden vom Busbahnhof in
Chongqing nach Dazu. Die Fahrt wird nur einmal durch eine kurze Pause
unterbrochen und es gab auch nicht viel zu sehen.
Die Eintrittskarte war schnell besorgt. Jetzt konnte es losgehen, das Werk des Mönchs Zhao Zhifen, der
hier von 1179 bis 1252 sein Lebenswerk schuf, zu besichtigen. Über viele Stufen geht es hinab zu der
hufeisenförmigen Stätte am Rande der Schlucht.
Wie in buddhistischen Tempeln üblich, wird man zunächst einmal gehörig erschreckt. Am unteren Ende der Treppe wartet ein
brüllender Löwe (oder ist es ein Tiger mit Mähne?), gefolgt von den Dharmaschützern, die dick gepanzert, kampfbereit auf den
Besucher blicken. Wir dürfen die Wächter passieren, und kommen zum nächste Schreck: Der Todesdämon Mara präsentiert das Rad
der Wiedergeburten, in dem alle Wesen gefangen sind.
Das spektakulärste Bildnis der ganzen Anlage wird von einem Vorbau geschützt. Leider
bekommen wir wegen Renovierungsarbeiten die komplett vergoldete, tausendarmige
Guanyin nicht zu Gesicht. Ein riesiger Kranz aus genau 1007 Händen, die alle einzeln
plastisch ausgeformt sind, bedeckt eine Fläche von 88 qm. Uns bleibt nur die
Betrachtung eines Bildes der Guanyin.
Es ist faszinierend zu sehen, wie der
Künstler Zhao Zhifeng die Skulpturen nach
Themen geordnet in die Felswand
geschlagen hat. Er widmete diesem Projekt
70 Jahre seines Lebens.Jede einzelne
Nische stellt bestimmte Bereiche des
Buddhismus dar.
Gleich nebenan befindet sich die wichtigste Skulptur: Der 31 Meter lange, liegend Buddha Gautama. wie er das höchstmögliche Ziel
menschlichen Strebens erreicht. Bei seinem Tod entflieht er mit dem Eintritt ins Nirwana dem Kreislauf aus Todesschmerz und
Geburtsschmerz. Durch den Trick, den unteren Teil seines liegenden Körpers nicht darzustellen macht den Buddha grösser, als es
der Platz erlaubte. Dort, wo der untere Teil im Erdboden verschwindet, schaut die Trauergemeinde hervor: seine als Bodhisattva
oder Mönche dargestellten Schüler sowie Familienangehörige.
Die nächste Darstellung zeigt die Geburtsgeschichte:
Neun Drachenköpfe, die eigentlich Wasserschlangen
sind, wuschen der Legende nach den Neugeborenen
Buddha. Um des Effekts willen wurde eine Quelle
hierher umgeleitet, die aus dem Kopf des größten
Drachen Wasser in einen Graben leitet, der vor dem
liegenden Riesenbuddha schlangenförmig angeordnet
ist.
Danach steht man vor dem Pfauenkönig, einer früheren Inkarnation des Buddha
Gautama. Hier wird die buddhistische Mildtätigkeit und das Erbarmen für das Leiden
der Kreatur dargestellt.
Die folgende Vairocana Grotte stellt den überzeitlichen Herrn der
höchsten Weisheit dar.
Wir kommen zur Nische der „elterlichen Güte“, die sich mit der Familie und
dem Nachwuchs beschäftigt. Buddha Shakyamuni predigt die
Kindespflichten und die Liebe der Eltern zu ihren Kindern.
Ein wichtiges Thema im Buddhismus ist das „Reine Land des Westens“, das Totenparadies im westlichen Universum. In dieser
Nische wird das Leben im Paradies dargestellt. In der Nähe von Kaohsiung,
Taiwan, konnte ich eine Ausstellung in einer Grotte besuchen, die sich nur
mit diesem Thema beschäftigt.
Die letzte Nische handelt von dem Asketen Liu Benzun mit Darstellungen seiner
Selbstzerstümmelung. Er war der Lehrer von Zhao Zhifeng, dem Schöpfers
dieser Anlage.
Da ich kein Buddhismus-Experte bin, habe ich die Bedeutung der Skulpturen und Nischen im Internet recherchiert und frei wiedergegeben. Für eventuelle
Fehler bei der Wiedergabe kann ich keine Verantwortung übernehmen und bitte dies schon im Voraus zu entschuldigen. Entsprechende Hinweise werden
gerne unter Kontakt entgegengenommen.
November 2013